by Anne

Zum IDAHOBIT Flagge 🏳️‍🌈 zeigen: Warum LGBTIQ+-Feindlichkeit weiter ein Thema sein muss

Jedes Jahr findet am 17. Mai der internationale Tag gegen Homo-, Bi...
idahobit Tag 17. Mai

Jedes Jahr findet am 17. Mai der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit statt – kurz: IDAHOBIT. 

Warum wir darüber schreiben? Weil es an der Zeit ist, klar Flagge zu zeigen. 🏳️‍🌈

Den IDAHOBIT gibt es bereits seit 2005 und wird seitdem jedes Jahr am 17. Mai als Aktionstag genutzt. Es geht darum, medial und durch Lobbyarbeit auf die Diskriminierung und Unterdrückung von den Menschen aufmerksam zu machen, die nicht in die Heteronorm passen – also lesbisch, schwul, bi, inter- oder transsexuell sind. 

Der 17. Mai ist kein willkürliches Datum: Die WHO hat an diesem Tag im Jahr 1990 Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel für Krankheiten gestrichen und damit die Bühne freigemacht, damit Homosexuelle “diskriminierungsfreier” leben können. Erst vier Jahre später wurde die Straffreiheit von männlicher Homosexualität in Deutschland aus dem Strafgesetzbuch gestrichen. Das war der § 175 (der 17. Mai lässt grüßen). 

Noch später, erst 2018, wurde Transsexualität aus dem Diagnoseschlüssel für Krankheiten entfernt. 

Dann ist doch im Jahr 2021 alles in Ordnung für die queere Community? 

Wer die letzten Jahrzehnte miterlebt hat, erinnert sich: Es hat sich einiges getan, was die Rechte von LGBTIQ betrifft. Frauen dürfen Frauen und Männer dürfen heiraten, sie dürfen Kinder adoptieren, wir haben schwule und lesbischer Minister:innen, Transgender-Personen im öffentlichen Leben … 

Ist also nicht langsam mal gut? 

Nein. 

Die europäischen und deutschen Gesetze schützen zwar Homo-, Bi-, Trans- und Intersexuelle Menschen, aber … 

  • weiterhin werden in anderen Teilen der Welt diese Menschen offen unterdrückt, verfolgt, bestraft und/oder getötet 
  • weiterhin fürchten sich Menschen, offen schwul, lesbisch, bi-, trans- oder intersexuell zu sein, aus Angst vor Gewalt und/oder Diskriminierung, denn: 
  • weiterhin werden nichtheteronormative Menschen diskriminiert, angefeindet oder auch angegriffen. Auch in Deutschland. 

Das Problem ist nämlich nicht allein die Gesetzeslage in einem Land: Die Einstellung der Gesellschaft trägt dazu bei, wie sicher sich LGBTIQ in Deutschland, Europa und der Welt fühlen. 

Berlin 2019: Jeden Tag eine homo- oder transfeindliche Tat 

“Gesellschaftlich verankerter Hass” titelte die Süddeutsche Zeitung im Dezember 2020, als sie über eine vom Justizsenator beauftragte Studie zu Gewalt gegen Homosexuelle und Transgender schrieb: 

Im Jahr 2019 wurden in Berlin insgesamt 344 homo- oder transfeindliche Taten registriert. 

Fast eine pro Tag!

Und das gibt nur eine Richtung vor, denn die Dunkelziffer liegt bekanntlich höher; gleichzeitig bildet diese Zahl nicht jene Unterdrückungsformen ab, die strafrechtlich nicht relevant oder kaum erfassbar sind – Schmähungen, Mikroagressionen, Kränkungen, Benachteiligungen … 

Bei 91 Prozent der Fälle aus dem Jahr 2019 waren die Täter*innen männlich. 

In der Studie heißt es zudem, dass (lesbische) Frauen homophobe Beleidigungen eher hinnehmen (und entsprechend seltener anzeigen), da sie durch alltägliche Sexismuserfahrungen an sexualisierte Abwertung und Beleidigung gewöhnt seien. Außerdem wenden sie sich seltener an die Polizei, die “als männerdominiert und machohaft wahrgenommen” wird, so der Artikel. 

Was wir auch sehen: 

Die Feindlichkeit gegenüber Homo-, Bi-, Trans- und Intersexuellen ist eng verbunden mit gesellschaftlich verankerten Sexismus. Also dominanten Vorstellungen und Erwartungen dazu, welchen Wert Männer gegenüber Frauen haben und welche Verhaltensweisen dem jeweiligen Geschlecht angehören bzw. von diesem erwartet werden. 

Wer aus diesem ziemlich starren Raster fällt, riskiert Opfer von Unterdrückung und Gewalt zu werden. Deswegen: 

Wir brauchen einen internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Transfeindlichkeit, um …  

  • den Opfern dieser Feindlichkeit zu gedenken, 
  • an die weiterhin andauernde Unterdrückung zu erinnern, 
  • an die Gesellschaft zu appellieren und 
  • uns für eine offene und friedliche Gemeinschaft einzusetzen. 

Es geht um die Freiheit für uns alle, die Menschen zu sein, die wir sind. 

Wir bei Sober sind bzw. verstehen uns selbst als Teil der LGBTIQ-Community. Viele von uns leben in schwul-lesbischen Beziehungen, wir haben Freund:innen und Angehörige, die schwul, lesbisch, trans- oder intersexuell sind. 

Als Berliner Clean-Care-Unternehmen stehen wir auch der wichtigen Aufgabe gegenüber, Geschlechtsstereotype zu hinterfragen. Denn diese Stereotype hängen unserer Auffassung nach mit Unterdrückungsformen und Feindlichkeit gegenüber homo-, bi-, trans- und intersexuellen Menschen zusammen. 

Ein Beispiel für solche Stereotype wäre zugespitzt: “Körperpflege ist dafür, damit Frauen gut aussehn. Kein richtiger Mann beschäftigt sich mit glatter, gepflegter Haut.” 

Problematisch an solchen Glaubenssätzen ist, dass sie Frauen aufs Äußere reduziert und gleichzeitig Männern den Zugang zu einer besseren (Haut-)Gesundheit verbietet. Und auf dieser Ebene finden wir Formen der Unterdrückung wieder. 

Es gibt zu viele dieser ungeschriebenen Regeln, wie sich Männer und Frauen zu verhalten haben und wie sie von ihrer Umgebung wahrgenommen werden sollen. 

Als Kosmetikhersteller:innen müssen wir uns davon lösen. 

Es ist nicht unsere Aufgabe, Menschen zu diktieren, wie sie auszusehen haben – etwa wo sie Haare haben sollen, ob sie ihre Nägel lackieren, sich schminken oder welche Duftrichtung ihr Parfüm hat. 

Menschen sind divers und müssen die Freiheit haben, so sein zu dürfen, wie sie sein möchten. Wir verstehen unsere Aufgabe darin, sie dabei zu unterstützen und ihnen die Mittel zu geben, um sich wohlzufühlen. 

Wir möchten eine offene und tolerante Gesellschaft, in der Menschen unabhängig von ihrer Sexualität einen sicheren Platz haben, ohne Angst vor Vorurteilen, Benachteiligungen oder Unterdrückung haben zu müssen. 

Das ist unsere Haltung und die gilt jeden Tag. Zum internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit finden wir es aber umso wichtiger, diese Haltung mit Dir und anderen zu teilen. 

6 Tipps, wie Du Dich (nicht nur) zum IDAHOBIT engagieren kannst 

Es gibt viele Möglichkeiten, wie Du die queere Community – das heißt: Deine Angehörigen, Freund:innen, Nachbar:innen und die Menschen um dich herum – unterstützen kannst. Du wirst merken, dass da viele ganz alltägliche Dinge bei sind, die über etwas wie Spenden hinausgehen. 

1. Sprich über das Thema 

Die Sexualität eines Menschen ist zwar etwas sehr Intimes, deswegen ist Sexualität aber noch kein Tabuthema. Wenn Homo-, Bi-, Trans- oder Intersexualität auf den Tisch kommt, darfst Du darüber sprechen. Gehe aufgeklärt und natürlich mit Deinen Freund:innen und Familienangehörigen bei dem Thema um und brich das Schweigen. Das schafft eine Bühne für andere Menschen, sich lockerer mit dem Thema (und sich selbst) auseinanderzusetzen. 

2. Schau nicht weg 

Wenn ein Mensch aufgrund seiner Sexualität angefeindet, angegangen oder unangenehm behandelt wird, schau nicht weg. Setz Dich ein, z.B. indem Du de-eskalierst, einen sicheren Raum für die betroffene Person schaffst und den Fokus von den Pöbeleien abwendest. 

3. Supporte Deine Mitmenschen 

Es ist ganz simpel: Lass Menschen in Deiner Umgebung so sein, wie sie sind. Wenn jemand nicht so aussieht oder sich verhält, wie Du es für “normal” hältst, ist das keine große Sache: Normal gibt es eben nicht. 

Noch besser: Unterstütze Deine Freund:innen dabei, die Personen zu sein, die sie sein wollen. Das kann ehrlich positiver Zuspruch für Äußerlichkeiten sein genauso wie für Lebenswege – etwa ein:e neue:r Partner:in. 

4. Kämpfe gegen Sexismus 

Ziehen Menschen in Deiner Umgebung über Homo-, Bi-, Trans- oder Intersexuelle her, gib ihnen Konter. Lass Behauptungen nicht einfach so stehen und setze ihnen Deine Haltung entgegen.  

Übrigens muss es nicht nur um Anmaßungen gegenüber LGBTIQ+ gehen: Sexismus findet bereits dann statt, wenn es um Erwartungshaltungen gegenüber Frauen oder Männer geht – etwa wenn Frauen auf Kinder und Haushalt reduziert werden. Das musst (und solltest) Du nicht akzeptieren. 

5. Unterstütze die queere Arbeit  

Es gibt viele gute Vereine, die sich für Lesben, Schwule, Inter- und Transsexuelle einsetzen. Du kannst diese Vereine unterstützen, indem Du Dich bei ihnen engagierst. Das ist oft auch eine schöne Gelegenheit, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. 

Es muss übrigens nicht immer der Verein sein: Besuch mal den Regenbogen-Buchladen oder die queere Bar in der Nähe – oder die LGBTIQ-Arbeitsgruppe bei Dir im Unternehmen. 

6. Schaffe Awareness bei der Arbeit 

Wenn Du das Gefühl hast, dass Kolleg:innen oder Freund:innen bei Deiner Arbeit (oder in der Schule) unter Queerfeindlichkeit leiden könnten: Es gibt Workshops, um den Arbeitsplatz für das Thema zu sensibilisieren! Oft sind sie sogar kostenlos, weil sie von öffentlichen Geldern gesponsert werden. 

Ein Beispiel von vielen Workshops ist das Angebot des LSVD Berlin-Brandenburg

Zeigt 🏳️‍🌈, seid gut zueinander und #TreatYourself.

Anne

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