“Eigentlich bin ich ja für Klimaschutz, aber ich kann nicht ohne …” Wie würdest Du den Satz fortsetzen? Fliegen? Auto? Grillen? Der Witz ist: Nachhaltigkeit und Grillen schließen sich nicht aus. Was wir tun sollten ist, unsere Gewohnheiten ehrlich zu prüfen und nachhaltige Lösungen finden.
Wir haben zwei Hände voll Tipps gesammelt, mit denen Du klima- und umweltfreundlich angrillst:
Tipp 1: Wähle einen sicheren Platz zum Grillen
Grillst Du gerne zuhause oder draußen? In beiden Fällen gilt: Sicher muss es sein.
Das betrifft nicht nur Deine eigene Gesundheit, sondern auch die Deiner Nachbar:innen und der Tiere in der Natur.
Beim Kohlegrill gilt:
Deine Nachbarschaft kannst du “vorwarnen” (oder auch einladen!), dass es möglicherweise etwas nach Rauch riechen wird. Bei den Tieren wird es schwieriger: Wenn sie Dein Barbecue riechen, läuten bei vielen von ihnen die Alarmglocken. Rauch bedeutet Gefahr – und damit purer Stress.
Wenn Du also draußen grillst, tue das nur auf den dafür ausgewiesenen Stellen.
Versteht sich von selbst: Grill so, dass Du nichts in Brand steckst. Halte reichlich Abstand zu brennbaren Materialien und lass den Grill also immer ordentlich abkühlen.
Tipp 2: Benutze ein nachhaltiges Grillgerät
Bereits welche Art von Grill Du benutzt, beeinflusst die Nachhaltigkeit Deiner Grillparty.
Umweltfreundlicher als Kohlegrills sind Gasgrill, Solargrill oder Elektrogrill. Sie verursachen im Betrieb einfach weniger CO2 – zumindest sofern Du den Elektrogrill mit Ökostrom betreibst.
Wirklich vermeiden solltest Du Einweggrills. Sie sind zwar praktisch fürs Outdoor-Grillen, aber mit ihnen verursachst Du einfach nur Müll. Da lohnt sich ein wiederverwendbarer Grill einfach mehr.
Tipp 3: Setz umweltfreundliche Brennstoffe ein
Wenn Du Deinen Grill mit Ökostrom, Solarenergie oder Gas betreibst, halten sich die CO2-Emissionen in tolerablen Bereichen. Wobei ein Gasgrill natürlich immer noch CO2 verursacht, aber immerhin etwa nur ein Drittel soviel wie beim Kohlegrill.
Was uns bei der Grillkohle schockiert hat und uns selbst lange nicht bewusst war: In der konventionellen, handelsüblichen Kohle ist oft Holz aus Regenwäldern. Prüfer konnten in 5 von 20 Holzkohlen tatsächlich Tropenholz finden und entlarvten dabei auch einen Anbieter dabei, Falschangaben gemacht zu haben.
Wenn es Holzgrillkohle sein muss, dann solltest Du auf die Zertifizierung achten: Das FSC- und Naturland-Siegel wären unsere erste Wahl, weil auch NABU und BUND die beiden empfehlen. Das PEFC-Siegel empfiehlt lediglich das Landwirschaftsministerium.
Es gibt aber auch Alternativen zu Holzkohle für den Grill, die recht kurze Transportwege haben und als regional durchgehen. In der Leistung können Sie gut mit der üblichen Holzkohle mithalten. Es gibt:
- Briketts aus Olivenkernen (Oliobric bietet das an)
- Rebenholz (gibt’s von RebenGlut – die Asche lässt sich zusätzlich als Dünger weiterverwerten)
- Grillkohle aus Maisspindeln (kommt z.B. von Grillmais und Kolbenglut)
Ausprobieren lohnt sich!
Es gibt übrigens auch Grillbriketts aus Kokosnussschalen, allerdings sind hier die Transportwege lang und schmälern die Klimabilanz.
Tipp 4: Nimm ungiftige Grillanzünder
Wie bringst Du Deine Kohle zum Glühen? Besser nicht mit Benzin oder chemischen Anzündern: Das eine ist ziemlich explosiv und stinkig, das andere ebenso gesundheitlich bedenklich.
Es gibt ökologische Alternativen aus Wachs oder Holz – bei letzteren gibt es ebenfalls FSC-zertifizierte Produkte. Auch bieten die Anbieter von ökologischen Grillgut oft auch den passenden, umweltfreundlichen Grillanzünder – wir haben zum Beispiel Anzündkolben aus Mais entdeckt.
Tipp 5: Servier leckeres, nachhaltiges Grillgut
Für viele ist Fleisch auf dem Grill unersetzlich und damit ist Grillen ohne Fleisch ein sensibles Thema. Der Gedanke daran löst bei manchen schon Bluthochdruck aus.
Aber beruhigen wir uns erstmal.
Erstens → Ja, vegetarisch und vegan Grillen ist besser
Das Fleisch macht den Mammutanteil der CO2-Emissionen beim Grillen aus. Ganze 95 Prozent!
Unser Glück, dass wir im 21. Jahrhundert leben: Wir wissen, dass Gemüse und Fleischersatzprodukte gut auf den Grill passen. Dazu gibt’s Salate, Soßen, leckere Brote, Kräuterbutter …
Aber auch bei der vegetarischen Kost gibt es ökologische Unterschiede. Besser sind die Produkte, die
- Saison haben
- keine langen Transportwege hinter sich bringen mussten und
- ökologisch produziert wurden (z.B. ohne Pestizide)
Genau genommen braucht eine ausgewogene Ernährung kein Fleisch. Aber wenn Du es doch willst:
Zweitens → Du musst kein ganzes Rind grillen
Wenn Du sparsam Fleisch konsumierst, verkleinerst Du automatisch den ökologischen Fußabdruck Deines Grillfestes.
Niemand zwingt Dich, kein Fleisch mehr zu essen. Es zwingt Dich aber auch niemand, eine Fleischorgie zu feiern.
Das gilt übrigens für Tierprodukte insgesamt, denn auch Käse auf dem Grill ist nicht besonders nachhaltig.
Drittens → Auf die Haltung kommt es an
Du kennst die Ironie: Der Grill kostet ein Vermögen, aber das Fleisch ist so billig wie möglich.
Wie wäre es, wenn Du etwas mehr für Dein Grillgut ausgibst, dafür aber auch mehr Qualität bekommst?
Gerade Bio-Fleisch ist dem Discounter-Produkt geschmacklich klar überlegen – und es ist gewissenhafter in der Tierhaltung und im Umweltschutz.
Was Du tun kannst: Kaufe regionale und biologische Ware. Mit Siegeln von Bioland, Naturland oder Demeter bist Du auf einer sicheren Seite. Wenn Du Fisch grillst, wären MSC, ASC und FOTS empfehlenswerte Siegel.
Tipp 6: Reduziere Verpackungsmüll auf 0
Eine der großen Probleme beim Grillen ist der viele Müll. Beim Fleisch kannst Du die Verpackungen dramatisch reduzieren, wenn Du direkt beim Metzger Grillfleisch kaufst (ist eh besser) statt abgepackte Ware. Auch Gemüse musst Du nicht in der Plastikverpackung kaufen – soweit so gut.
Aber was ist mit Aluminiumfolie für das Grillgut während des Grillens?
Alufolie ist kein besonders nachhaltiges Metall: Die Gewinnung des Rohstoffs ist sehr energieaufwendig und geht oft zu Lasten des Regenwaldes. Außerdem entsteht bei der Produktion giftiger Rotschlamm.
Kurzum: Wir brauchen einen Ersatz für Folienkartoffeln, die gefüllten Pilze oder die Aluminiumplatte beim Fisch.
Eine Option ist, das Grillgut direkt auf das gesäuberte Rost zu legen. Für das meiste Gemüse mag das funktionieren, bei Käsesorten oder Fisch wird es allerdings schwieriger. Hier kannst Du auf Helfer wie Grillkörbe, Grillgitter oder auch Grillbretter zurückgreifen.
Eine guss- oder schmiedeeiserne Pfanne tut es übrigens auch.
Was wir noch nicht ausgetestet haben, aber sehr spannend finden, sind Gemüseblatter, um Fisch und Käse einzuwickeln. Das sind meist Kohlblätter, Weinblätter oder Maisblätter. Auch Bananenblätter eignen sich – aber hier kommt wieder der weite Transportweg ins Spiel und außerdem: Wer hat schon Bananenblätter im Supermarkt gesehen?
Übrigens: Die Blätter kannst Du mit etwas Öl bestreichen, damit sie hitzeresistenter sind. Darin wickelst Du Dein Grillgut ein, fixierst das Ganze mit einem Rouladenspieß oder einem Faden und ab geht’s.
Tipp 7: Greif zur Mehrwegflasche, nicht zur Dose
Ein kühles Bier darf beim Grillen nicht fehlen – muss es auch nicht. Viel musst Du hier auch nicht beachten, außer das Offensichtliche:
Nimm Mehrwegflaschen statt Dosen.
Schmeckt eh besser.
Tipp 8: Deck den Tisch umweltfreundlich
Gerade beim Grillen im Freien waren Einweggeschirr, Einwegbesteck und Papierservietten lange beliebt. Dass das nicht ökologisch ist, ist klar. Mit Juli 2021 ist die Produktion von Einwegplastik in der EU nicht mehr erlaubt – ob es weiterhin erhältlich sein wird, ist unklar.
Der Witz ist: Du bist nicht auf Plastikgeschirr oder Besteck angewiesen: Nimm einfach die Teller und (etwas dickwändigere) Gläser, die Du bereits zuhause hast. Pack das alles in Textiltücher ein, damit sie es weich haben und nicht kaputt gehen. Die Tücher kannst Du gleich auch als Serviette nutzen und später direkt waschen.
Das mag vielleicht etwas aufwendiger sein als mit Plastikgeschirr, aber: Du produzierst so kein bisschen Müll.
Klingt gut, oder?
In einem möglichst nachhaltigen und umweltschonenden Leben hat der Grillabend einen festen Platz, es kommt nur auf die Umsetzung an. Im Prinzip musst Du lediglich auf die folgenden Punkte achten:
- Wiederverwertbarkeit
- erneuerbare Energien
- Regionalität und Saisonalität
- einen bewussten Umgang mit tierischen Produkten
Sei gut zur Umwelt, dann bist Du auch gut zu Dir #TreatYourself
Anne