Versuch Dir mal diese Zahl vorzustellen: 145.000.000 Tonnen. So viel CO2 verursachen wir in Deutschland durch unsere Ernährung – pro Kopf sind das im Schnitt 1,69 Tonnen. Das ist deutlich zu viel und wir alle können dazu beitragen, dass es weniger ist. Sprechen wir drüber!
Wie beeinflusst unsere Ernährung das Klima?
So gut wie jede alltägliche Tätigkeit aus unserem Alltag verursacht das Treibhausgas CO2, das den Klimawandel vorantreibt. Im Schnitt kommt jede:r Deutsche auf gut 11 Tonnen im Jahr, sagt das Umweltbundesamt.
15 Prozent von unseren CO2-Emissionen gehen aufs Konto unserer Ernährung.
Das sind 1,75 Tonnen CO2 pro Person. Wie kommt dieser hohe Anteil an Treibhausgasen zusammen?
Zunächst müssen wir festhalten, dass jeder von uns im Schnitt 500 Kilogramm Lebensmittel jährlich zu uns nimmt (Getränke nicht mitgerechnet). Die müssen nicht nur produziert, sondern auch transportiert werden – viele unserer Lebensmittel sind über Flüge oder Frachter importiert.
Aber auch Deutschland selbst produziert Nahrung im großen Stil. 50 Prozent der Landfläche nutzen wir für Agrarwirtschaft – den Großteil davon sogar für die “intensive” beziehungsweise industrielle Landwirtschaft, bei der Landflächen stark ausgebeutet und Ökosysteme angegriffen werden.
Das ist insbesondere für die Massentierhaltung der Fall, die extrem viel Landfläche benötigt. Sie mag einigen sehr gut schmecken, aber es gilt auch: Tierische Nahrung ist eine sehr ineffiziente Grundlage.
Die Tierhaltung – insbesondere für die Produktion von Milch- und Fleischprodukten – ist weltweit einer der größten Verursacher von CO2. Ganze 20 Prozent der globalen Emissionen sind darauf zurückzuführen. Der hohe Wert kommt vor allem durch die Emissionen der Tiere selbst zustande, aber auch durch das viele Futter, das sie benötigen:
Für ein Kilogramm Schweinefleisch benötigst Du fünf Kilogramm Viehfutter.
Hier zeigt sich, dass wir durch den Konsum von Tierprodukten unseren eigenen CO2-Fußabdruck erhöhen. Der Spiegel hat ausgerechnet:
Würden wir alle ein Viertel weniger Fleisch essen, sparen wir 0,1 Tonne CO2 pro Kopf ein.
Eine vollständig vegetarische Ernährung verhindert ganze 0,45 Tonnen CO2, also ein Viertel der CO2-Emissionen, das durch die Ernährung entsteht.
Unsere Konsumgewohnheiten sind Teil des Problems. Wie viel CO2 produzierst Du?
Unsere CO2-Emissionen hängen eng mit dem Klimawandel zusammen. Und wir wissen, dass wir deutlich weniger CO2 produzieren müssen, damit wir diesen Planet nicht zu sehr erwärmen und unbewohnbar machen.
Im Interview erklärt Umweltbundesamtsexperte Dr. Michael Bilharz:
“[…] aus Klimaschutzgründen müssen wir spätestens bis 2050 auf unter eine Tonne Treibhausgas-Emission pro Person und Jahr kommen, um die Paris-Ziele zu erreichen, um die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu halten.“
Von über 11 Tonnen auf weniger als eine.
Das klingt schwierig, muss aber irgendwie machbar werden. Politik und Industrie sind hier gefragt, aber eben auch Du und wir alle.
Wie können wir also CO2 sparen?
Zunächst ist es gut, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, wie viel CO2 Du etwa im Jahr verursachst. Das kannst Du mit dem CO2-Rechner vom Umweltbundesamt sehr einfach überschlagen.
Wir haben das Tool selbst für uns ausgetestet und wussten in weniger als einer Minute schon mehr (wir sind zwar selbst unter dem Durchschnitt von 11 Tonnen, wissen aber auch, dass wir noch mehr CO2 einsparen müssen).
Eine andere App zur CO2-Berechnung ist der Klimakompass von Worldwatchers. Hier kannst Du sogar noch leichter vergleichen, wie sich Deine CO2-Emissionen verändern – etwa wenn Du beispielsweise nur noch wenig statt viel Fleisch isst oder oder hauptsächlich regionale Lebensmittel kaufst.
Ob es nun der eine oder der andere CO2-Rechner ist: Unterm Strich sind es dieselben Prinzipien, nach denen Du Dein Leben (und speziell Deine Ernährung) umweltfreundlicher gestaltest:
5 Grundprinzipien für eine klimafreundliche Ernährung
1. Art des Lebensmittels
Für welche Produkte entscheidest Du Dich?
Der Großteil der Emissionen hängt mit Fleisch- und Tierprodukten zusammen. Je weniger Du hiervon kaufst und konsumierst, desto geringer fällt Dein CO2-Fußabdruck aus.
Das bedeutet nicht, dass Du gleich vollständig vegan leben musst – darüber freut sich das Klima zwar, aber wenn Du z.B. Deinen Fleischkonsum reduzierst und dafür nur Bio-Fleisch kaufst, ist das bereits ein starker Schritt nach vorne.
2. Saisonalität
Ist Dein Essen reif?
Frische Erdbeeren, Zucchini oder Tomaten gibt es eigentlich nicht im Winter. Sie müssen entweder aufwendig produziert, unökologisch eingefroren oder eben importiert werden (s. dazu das nächste Grundprinzip). Dabei entsteht mehr CO2 als bei saisonalen Produkten.
Achte deswegen beim Einkauf darauf, dass Du Lebensmittel kaufst, die Saison haben oder gut gelagert werden konnten.
Du musst nicht einmal auf Sommergeschmäcker im Winter verzichten: Erdbeeren kannst Du zu zum Beispiel zu Konfitüre verarbeiten. Und wenn Du Ökostrom hast, kannst Du sie auch klimafreundlich einfrieren.
3. Regionalität
Wo kommt Dein Lebensmittel her?
Viele Dinge wachsen in Deutschland einfach nicht – Kaffee, Mangos, Kokosnüsse, Ananas … – und müssen hierher gebracht werden. Durch den Flug, den Frachter bzw. allgemein durch den Transport entstehen jede Menge Treibhausgase.
Aber auch viele Produkte, die auch hier wachsen würden, importieren viele Händler:innen – manchmal sogar von außerhalb Europas. (Wir haben neulich Weißwein aus Südafrika gesehen!)
Schau am besten genau hin, wo Dein Essen herkommt und greif auf die regionale Alternative zurück.
4. Sparsamkeit
Wie viel brauchst Du?
Lebensmittelverschwendung ist ein echtes Problem. 12 Millionen Tonnen (!) schmeißen wir in Deutschland jährlich weg. Umgerechnet sind das 150 Kilogramm pro Kopf.
Damit landet nicht nur wertvolle Nahrung in der Tonne (während weiterhin zu viele Menschen hungern), sondern gleichzeitig auch jede Menge CO2.
Ein Weg ist eine gute Planung, also nur soviel einkaufen, wie Du brauchst. Auch musst Du das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht so bierernst nehmen. Es ist ja kein Verfallsdatum.
Um Verschwendung zu vermeiden, retten immer mehr Leute retten Lebensmittel: Apps wie Too Good To Go sagen Dir, welche Supermärkte, Bäckereien, Restaurants und Imbisse übrig gebliebenes Essen zum kleinen Preis verkaufen, das sie sonst wegschmeißen müssten.
Solche Lösungen sind durchaus sinnvoll: Du kaufst Lebensmittel ein, die noch gut sind, sparst Geld und schonst das Klima.
5. Verpackung: Wie viel Müll produziert Dein Essen?
Auch die Produktion von Plastik, Glas und Papier verursacht CO2 – gerade Plastik speziell ist ein langwieriges Problem in den Meeren.
Für eine schöne Zukunft wird es wichtig sein, Müll zu vermeiden. Die Lösungen hierfür sind offensichtlich:
Das meiste Gemüse und Obst kannst Du etwa im eigenen Stoffbeutel einpacken, das gleiche gilt für Brot, wenn die Bäckereien mitspielen …
Und: Viele Läden bieten mehr und mehr Unverpacktes an. Es lohnt sich also, die Tupperdosen oder andere wiederverwendbare Behälter beim Einkauf dabei zu haben.
Ein Wort in eigener Sache
Deine CO2-Bilanz hängt nicht nur von Deiner Ernährung ab, sondern auch von den Produkten, die Du kaufst. Wir finden es deswegen wichtig, sich über die Nachhaltigkeit der Anbieter zu informieren, die bestimmte Dinge produzieren:
Auf der Website von Herstellern findest Du häufig Informationen, wie sie mit natürlichen Ressourcen umgehen, wie sie Plastik vermeiden und so weiter. Prüfe diese Informationen kritisch, denn vieles ist oft Grünfärberei. Gut ist, wenn Anbieter ihre Aktivitäten belegen können, etwa durch Partnerschaften wie dem Eden Reforestation Projects.
Auch bei sober kannst Du Dich informieren, wie wir für Dich (und uns alle) klimapositiv Kosmetik herstellen.
Pass gut auf das Klima auf – und auf Dich! #TreatYourself
Anne